European Public Health Week | Online-GÖG-Colloquium - Gestresste Kleinkinder. ACEs (Adverse Childhood Experiences) und die Bedeutung früher Unterstützungssysteme

Beginn der Veranstaltung
19.05.2021 17:30 Uhr
Ende der Veranstaltung
19.05.2021 19:00 Uhr
Veranstaltungsort
Online-Veranstaltung via Zoom
Foto Harald Geiger
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Bei diesem Online-GÖG-Colloquium mit rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erörterte Dr. Harald Geiger, MPH, das Thema „Gestresste Kleinkinder. ACEs (Adverse Childhood Experiences) und die Bedeutung früher Unterstützungssysteme“.

Der Vortrag beleuchtete die gesundheitlichen Folgen sogenannter Adverse Childhood Experiences (ACEs), lieferte ein Erklärungsmodell für deren Auswirkung und nahm auch auf die Bedeutung früher Unterstützungssysteme als Determinante lebenslanger Gesundheit Bezug. Erfahrungen der frühen Kindheit beeinflussen die biologischen Grundlagen für körperliche und geistige Gesundheit im späteren Leben. Prozesse der Anpassung des sich entwickelnden Gehirns und anderer biologischer Systeme an problematische und überfordernde Umwelterfahrungen können kurzfristig hilfreich, auf lange Sicht jedoch nachteilig sein. Kommt es wiederholt zu negativen Stresserfahrungen, z. B. im Rahmen schwerer Vernachlässigung, erschöpft sich das Regulationssystem – mit Konsequenzen für die Hirnentwicklung. Schlechte Gesundheit ist, wenn Schwierigkeiten im frühen Leben auftreten, zwar nicht unvermeidlich, sie wird aber wahrscheinlicher, wenn betroffenen Kindern und Familien die erforderliche Unterstützung versagt bleibt.

Unterstützungssystemen für Familien mit Kleinkindern in belastenden Lebenssituationen kommt damit zentrale Bedeutung zu. Sie bieten die Chancen, ACEs zu verhindern oder abzumildern bzw. deren Langzeitfolgen entgegenzuwirken. Gelingende Unterstützung für das gesamte Familiensystem trägt zu PCEs (Positive Childhood Experiences) bei, die eine gesunde (früh)kindliche Entwicklung fördern und damit auch langfristig positive Auswirkungen für Lebensqualität und Gesundheit haben. Dies hat nicht nur für die betroffenen Kinder und Familien, sondern für die gesamte Gesellschaft einen hohen (auch ökonomischen) Nutzen. Das österreichische Programm der Frühen Hilfen (www.fruehehilfen.at) stellt ein entsprechendes Unterstützungsangebot für Familien mit Kleinkindern bereit.

In der Diskussion mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde deutlich, dass es notwendig ist, noch weitere Wissensvermittlung betreffend ACEs und deren langfristige Auswirkungen auf den Lebensverlauf zu betreiben. Es bedarf einschlägigen Wissens bei Entscheidungsträgerinnen und -trägern ebenso wie bei den Fachpersonen im Gesundheits- und Sozialsystem, die Familien in belastenden Situationen an Unterstützungssysteme wie die Frühen Hilfen weiterleiten können. Denn nicht nur die Forschung bescheinigt den Nutzen unterstützender Interventionen im frühkindlichen Alter, sondern auch das Familienfeedback seitens begleiteter Familien zeigt, wie sehr sie von der Begleitung durch Frühe-Hilfen-Netzwerke profitieren konnten.

Der Vortrag von Dr. Geiger steht HIER online.

Harald Geiger ist Allgemeinmediziner sowie Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde mit einer Praxis in Dornbirn. Seit 2009 ist er zudem Ärztlicher Leiter für Kinder- und Jugendgesundheit im Geschäftsbereich Gesundheitsbildung des Arbeitskreises für Vorsorge- und Sozialmedizin (aks) in Bregenz. Des Weiteren gehört Geiger dem Fachbeirat des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen sowie dem Lenkungsteam des Netzwerks Familie in Vorarlberg an.

Zum Thema des Vortrags steht auch ein E-Learning zur Verfügung: https://www.fruehehilfen.at/fortbildung.htm